Über uns

Chronik und Geschichte des Musikvereins

Zu Beginn der fünfziger Jahre war das sportliche Leben im TSV Kohlstetten recht lebendig. Doch bei Vereinsfesten musste man sich bei Einmärschen, Eröffnungen und Siegerehrungen immer teure Gastkapellen verpflichten.
„Wir brauchen eine eigene Musikkapelle“, gab der 1. Vorsitzende Friedrich Heinzmann seinen Vereinskameraden zu bedenken. Gesagt, getan, mit viel persönlichem Einsatz seinerseits wurde dieser Gedanke verwirklicht. Als bei der Generalversammlung im Januar 1953 der Vorschlag öffentlich wurde, eine vereinseigene „Blech-Musik“ zu gründen, spiegelte sich helle Begeisterung in allen Gesichtern. Vereinsmitglieder gab es genug, die aktiv dabei sein wollten, ein Instrument zu erlernen. Mit 18 lernwilligen Musikern (Karl Gekeler, Erwin Reitter , Manfred Claß, Fritz Starzmann, Rudolf Betz, Gotthold Holder, Wilhelm Bertsch, Ernst Gekeler, Erwin Gekeler, Heinrich Glück, Johannes Failenschmid, Gottlob Failenschmid, Christian Haag, Rainer Hornet, Kurt Ostertag, Hugo Baisch sen., Erwin Baisch, August Munz ) wurde am 06. März 1953 die Musikkapelle gegründet. Paul Freudigmann aus Großengstingen, Dirigent beim dortigen Musikverein, übernahm die musikalische Leitung der neuzugründenden Kohlstetter Sportvereins-Musikkapelle. So wurden eine Reihe von Instrumenten gekauft, und den Interessenten zum Lernen in die Hände gegeben. Viele kannten keine Noten, doch nach und nach wussten sie, wie eine bestimmte Note zu greifen war. Als Ansporn versprach der Rössleswirt für den ersten öffentlich aufgeführten Marsch einen Kasten Freibier.
Dirigent Paul Freudigmann wurde für die Proben eigens mit dem Unimog von Friedrich Heinzmann aus Großengstingen nach Kohlstetten geholt. Im Sommer fuhr er mit dem Motorrad. Der Vereinsausschuss beschloss, dass für das Holen und Nachhausebringen eine Entschädigung von 1 DM bezahlt werde.
Beim Vereinsabturnen am 27. September 1953 „bewegte sich ein Festzug zum Sportplatz, voran natürlich unsere Musikkapelle“. Der Abschluss dieses Festes fand im Adlersaal mit Siegerehrung und anschließendem Tanz unter Beteiligung der Musikkapelle statt.
So waren die Jahre 1953 und 1954 geprägt von musikalischen Mitwirkungen bei Sportfesten, Tanzveranstaltungen, Hochzeits-, Geburtstagsständchen und Beerdigungen. Bei den Generalversammlungen spielte die Kapelle zum Abschluss immer das Lied: „Turner auf zum Streite“, welches die Sportler mitgesungen haben.
Zum Sportfest nach Ödenwaldstetten fuhr man mit dem Lastwagen von Friedrich Heinzmann. Hierbei wurden auf die Ladefläche Mauersteine gesetzt, und Dielen darüber gelegt als Sitzbank. Bei sommerlich trockenem Wetter waren die Musiker bei ihrer Ankunft vom aufgewirbelten Kalkstaub der Straßen weiß. So musste man sich vor dem Festzug in einem der ersten Häuser wieder säubern.


1955 war ein ereignisreiches Vereinsjahr. Es fand ein Kreissportfest mit Fahnenweihe statt. Die Musikkapelle umrahmte den Festakt, spielte zum Tanz, und marschierte beim Festzug stolz mit ihrer neuen Uniform durchs Dorf.
Kaum war die Musikkapelle gegründet, schrieb man schon das Jahr 1963. 10 Jahre Musikkapelle Kohlstetten. Dies war ein Anlass zum Feiern. Am 10. und 11. August war das erste Musikjubiläumsfest in Kohlstetten. Zwölf Gastkapellen waren gekommen, um mit der Kapelle zu feiern. Neun aktive Musiker konnten für 10 jähriges „musiken“ geehrt werden. Durch den Erlös dieses Festes wurde ein Saxophon und eine Tuba gekauft.
1964 befasste man sich zum erstenmal mit der Beschaffung von Blauhemden, welche dann im Mai erstmals getragen wurden.
Nach 11 Jahren musikalischen Wirkens in Kohlstetten musste Paul Freudigmann seine Dirigententätigkeit aus gesundheitlichen Gründen beenden. Die Kohlstetter Musiker verabschiedeten „Ihren Paul“ am 02.April 1966 im vollbesetzten Adlersaal unter der Mitwirkung des Sängerbundes.
Ende 1965 übernahm Anton Schoch die musikalische Leitung der Musikkapelle.
Im Mai 1966 spielte die Kapelle erstmals beim Nebelhöhlenfest. Ein Termin, den die Kapelle bis heute alljährlich wahrnimmt.
Um bei festlichen Anlässen entsprechend gekleidet zu sein, wurden Ende 1966 neue Uniformjacken angeschafft. Das Ärmelzeichen war mit den Vereinsfarben grün-weiß und der Stickerei „TSV“ versehen. Die Jacken und Mützen wurden vom Verein bezahlt, die Hosen musste jeder selbst bezahlen.
Zu Beginn des Jahres 1968 trat die Kapelle zum erstenmal als „Köhlermusikanten“ auf. Hierfür wurde ein Sommerfest bei der Turnhalle ausgetragen, bei dem am Sonntag ein Sternmarsch mit 12 Gastkapellen ausgetragen wurde, unter anderem auch mit dem Musikverein Blönried aus Oberschwaben, bei dem der Dirigent Anton Schoch früher aktiver Bläser war.

1971 wurde das 50 jährige Bestehen des TSV Kohlstetten mit Gaukindertreffen, Sportstätteneinweihung und Lichtensteinlauf an zwei Wochenenden gefeiert.
Die sportvereinseigene Musikkapelle „Köhlermusikanten“ war wieder voll gefordert, um die musikalische Umrahmung dieser Festlichkeiten zu übernehmen.
Zu diesem Fest hatten sich die Köhlermusikanten ein neues Erkennungszeichen zugelegt - Ein Köhlermusikant im Blauhemd
mit Es-Horn neben einem qualmenden Köhlenmeiler.
1971 begann auch eine Verbundenheit , die über viele Jahre anhielt. Die Köhlermusikanten spielten die nächsten Jahre mehrmals jährlich beim „Tag der offenen Tür“ in den französischen Kasernen in Reutlingen und Tübingen.
Das 20 jährige Jubiläum wurde aufgrund von Straßengrabarbeiten bezüglich einer neuen Wasserleitung von 1973 auf den 3. und 4. August 1974 verlegt. Das Musikfest am Samstagabend war geprägt mit einem Festbankett umrahmt von der Musikkapelle Blönried, bei dem 11 Musiker für 20 jähriges aktives Wirken geehrt wurden.
Der Höhepunkt am Sonntag bildete der Festzug, bei dem neben mehren Festwagen und Gastkapellen auch eine französische Militärkapelle mitwirkte, die aufgrund der guten Kontakte bei den Kasernerauftritten ihre Aufwartung machte.
Als gastgebende Kapelle bildeten die Köhlermusikanten den Schluss des Umzugs, bei dem sie sich erstmals in ihren grünen Hemden zeigten.
1976 nahm die Musikkapelle ihren Ortsnamen zum Anlass eines Festes, und feierte 4 Tage lang ein „Köhlerfest“. Diesbezüglich wurde auch ein Köhlenmeiler original aufgebaut und abgekohlt. Dieses 1. Köhlerfest wird ein unvergessliches Fest bleiben, denn man hatte noch nie ein derartiges Fest veranstaltet. Alles trug zum Gelingen des Festes bei: verschiedene Gastkapellen, das Wetter, und nicht zuletzt die Besucher. Sie kamen in Scharen , wie man es in Kohlstetten noch nie erlebt hatte.

Zum Köhlerfest schmückte sich die Kapelle mit einer neuen Ausführung des Blauhemdes.
Neben dem Köhlerfest hatten die Musiker einen weiteren unvergesslichen Auftritt im Jahre 1976. Im Sommer gastierte man in Kaltental und musizierte 11 Stunden lang bei einer Hitze von 35°C.
1977 wurde bereits das 2. Köhlerfest veranstaltet.
1978 jährte sich das 25. Gründungsjahr der Musikkapelle. Ein Fest wurde nicht abgehalten, doch wurde von dem damaligen Abteilungsleiter Musik Gotthold Holder bei der Generalversammlung am 18. Februar ein Rückblick gegeben, dass bis zu diesem Zeitpunkt 1.540 Probeabende und 568 Veranstaltungen durchgeführt wurden. Würde man die Probeabende am Stück durchführen, müsste man vier Jahre und drei Monate jeden Tag zum Proben gehen. Bei den Veranstaltungen wären dies ein Jahr und sieben Monate.
Höhepunkt dieses Jahres war die musikalische Umrahmung der S-Bahneinweihung in Stuttgart. Dafür erhielt der Gesamtverein 200 km freie Fahrt bei der Bundesbahn. Diese wurden mit einem Vereinsausflug verbunden, welcher am 12. Mai 1979 nach Heidelberg führte.
Ende 1979 kündigte Dirigent Anton Schoch aus beruflichen Gründen bei den Köhlermusikanten.Als Nachfolger konnte Günter Rinio aus Großengstingen verpflichtet werden. Doch dieser stellte zum Jahresende 1980 sein Dirigentenamt zur Verfügung.
Was tun?
Die Hauptverantwortlichen verhandelten mehrmals mit dem ehemaligen Dirigenten Anton Schoch, die musikalische Leitung der Köhlermusikanten wieder aufzunehmen.Die Mühe hat sich gelohnt, und Anton Schoch erklärte sich bereit, die Köhlermusikanten wieder zu dirigieren. Die Köhlermusikanten veranstalteten 1981 einen zweitägigen Ausflug zum Pizol / Schweiz, bei dem eine anstrengende Wandertour zu bewältigen war. Beim späteren gemütlichen Beisammensein wurden einige Mitglieder der Musikgesellschaft Ganterschwil kennen gelernt, und es entwickelte sich daraus eine Kameradschaft, die bis heute anhält. Die Musikkameraden aus Ganterschwil wurden umgehend zum Köhlerfest 1982 eingeladen.
1982 machte man sich bereits Gedanken, in welcher Form 1983 das 30 jährige Bestehen zu feiern wäre. Die Verantwortlichen waren sich einig, dass in Kohlstetten 1983 das Kreismusikfest stattfinden sollte. Daraufhin wurde das Blauhemd neu aufgelegt.
Auch die Hemdfarbe sollte von grün auf hellblau umgestellt werden. Am 10. bis 12. Juni 1983 war es soweit 30 Jahre Köhlermusikanten mit Kreismusikfest in Kohlstetten. Als Patenkapelle kam die Stadtkapelle Aulendorf, bei der Dirigent Anton Schoch langjähriger aktiver Musiker war. Beim Festabend am Samstag, konnten sechs aktive Musiker die seit der Gründung mit dabei waren für 30 Jahre aktives Musizieren im Verein geehrt werden. Beim sonntäglichen Festumzug beteiligten sich 28 Musikkapellen und die örtlichen Vereine mit den verschiedensten prächtig geschmückten Festwagen. Ein Gesamtchor bildete den Abschluss des Festzuges auf dem Spotplatzgelände.
Das Jahr 1984 begann ebenso ereignisreich. Von den Schweizer Musikkameraden aus Ganterschwil kam die Einladung beim Schwingerfest (Schweizer Nationalsport) in Ganterschwil am 5. und 6. Mai musikalisch mitzuwirken.
Im Jahre 1985 dürfte wohl ein weiteres unvergessliches Ereignis in der Geschichte der Köhlermusikanten stattgefunden haben. Die Musikkapelle fuhr für vier Tage nach Berlin, um auf der Bundesgartenschau zu spielen. Zudem wurde auf dem Kurfürstendamm eine Musikparade durchgeführt, bei der mehrere Musikvereine aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen. Die damalige Hauptstraße in Berlin wurde für dieses Ereignis voll gesperrt.
Außer den musikalischen Auftritten waren natürlich die Sehenswürdigkeiten Olympiastadion, Berliner-Mauer, Reichstagsgebäude, Gefängnis Plötzensee, Wannsee und auch Ost-Berlin, in der damals noch geteilten Stadt für alle von großem Interesse.


1987 konnte zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde das 200 jährige Bestehen der Marienkirche am 26. und 27. September gefeiert werden. Hierzu waren die Schweizer Musikfreunde aus Ganterschwil eingeladen, das Fest musikalisch mitzugestalten.
Im darauffolgenden Jahr 1988 beteiligten sich die Köhlermusikanten beim Neckartaler Musikfest in Ganterschwil am 28. und 29. Mai.
Nach längerer Umbauphase der Turnhalle wurde am 3. und 4. Juni 1989 das Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht. Ein Haus, das für die Musikkapelle einen besonderen Rahmen für viele Veranstaltungen bietet.
1990 konnte Dirigent Anton Schoch für 25 jährige Dirigententätigkeit bei den Köhlermusikanten geehrt werden.
Nachdem 1989 die Grenzen zu Ostdeutschland fielen, kam ein Kontakt zu der Crottendorfer Blasmusik / Erzgebirge über den 1. Vorsitzenden Fritz Munz zustande. Die 14 Mann starke Blaskapelle war beim Köhlerfest 1991 zu Gast.
Nach fast 27 Jahren , mit kurzer Unterbrechung, legte Anton Schoch 1992 aus altersbedingten Gründen seinen Taktstock zur Seite, um in den Ruhestand zu wechseln, welchem auch ein Wohnortwechsel folgte.
Die Musikkapelle fand in Julius Dahner ab 1993 einen neuen Dirigenten, unter dessen musikalischer Leitung am 27. und 28. November das 40 jährige Gründungsjubiläum im Dorfgemeinschaftshaus gefeiert werden konnte.
Höhepunkt war das Jubiläumskonzert am Samstagabend im vollbesetzten Dorfgemeinschaftshaus, zu dem sich in wochenlanger Vorarbeit die „Ehemaligenkapelle“ formiert hat, und die Notenliteratur vergangener Jahre wieder aus den Mappen holte. Noch zwei Musiker, Johannes Failenschmid und Karl Holder, waren zu dieser Zeit noch von den Anfängen an aktiv dabei, welche für 40 Jahre geehrt wurden.
Leider musste Julius Dahner aus gesundheitlichen Gründen zum Jahresende 1994 sein Amt als Dirigent bei den Köhlermusikanten abgeben.
Die Kapelle blieb nur kurze Zeit ohne musikalischen Leiter, denn bereits zum Jahreswechsel 1994 / 95 konnte mit Georg Herb die Probenarbeit neu aufgenommen werden. Mit Dirigent Georg Herb wurde die musikalische Aufbauarbeit weiter fortgeführt. Vor allem im Bereich der Jugendausbildung wurde ein Schwerpunkt gelegt. Neben den Ausbildungskosten drückten die Instrumenten-beschaffungen schwer auf die Vereinskasse, weshalb im Oktober 1995 erstmals ein Gäßlesfest von den Köhlermusikanten veranstaltet wurde, um mit dem Erlös die weitere Jugendausbildung zu finanzieren. Dies alljährlich stattfindende Fest hat bis heute dazu beigetragen, einen fundierten Stamm an gut ausgebildeten Jungmusikern zu bekommen.
1996 trat die Musikkapelle nach jahrzehntelanger Pause wieder bei einem Wertungsspiel in der Unterstufe an. Beim Kreismusikfest in Derendingen konnte die Kapelle mit der Note „gut“ zufrieden nach Hause fahren. Die folgenden Jahre waren geprägt von musikalischer Weiterentwicklung der gesamten Kapelle. Durch dauerhafte Jungmusikerwerbung konnte die Anzahl der in musikalischer Ausbildung stehenden Jugendlichen auf über 20 erhöht werden.

Die Vereinsarbeit der verschiedenen Abteilungen konzentrierte sich immer mehr auf die Inhalte der jeweiligen Sparten, und die Interessen der Anderen wurden nur am Rande verfolgt. Dies führte dazu, dass sich Sportler und Musiker einigten, sich vereinsmäßig zu trennen.
So wurde am 01. 02. 2001 der Musikverein Köhlermusikanten Kohlstetten e.V. gegründet.

Im Jubiläumsjahr 2003 besteht der Musikverein aus 47 aktiven Musikern / innen verteilt auf Aktivkapelle, Jugendkapelle und Ausbildungsgruppe, wobei allein Johannes Failenschmid seit der Gründung der Kapelle vor 50 Jahren noch aktiv mit dabei ist.
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